Der Schützenverein Nahne von 1903 e.V.

Kurzer geschichtlicher Rückblick

Zuerst von den verschiedenen Bauernschaften, die im 17. Jahrhundert (von 1653 bis 1677) als Mitglieder des Schützenvereins St. Johann genannt werden, hat sich Nahne im Beginn unseres Jahrhunderts angeschickt, eine eigene Schützengesellschaft zu bilden. Es war im Jahre 1903, als einige Männer die alte Tradition der Wehrertüchtigung durch Schießsport wieder aufgriffen und die Ideale wieder zu verwirklichen trachteten. Es hatte sich hier im Umkreis der Stadt Osnabrück wohl schon vor viel mehr als 300 Jahren auch eine ländliche Schützentradition angebahnt, wenngleich ihre erste erhaltene urkundliche Bezeugung in die Jahre nach dem Dreißigjährigen Kriege fällt. Damals vereinten sich noch in der Kirchspielseinheit von St. Johann die Gemeinden Harderberg, Holzhausen, Malbergen, Nahne und Voxtrup-Hickingen-Düstrup an der Vogelstange auf der als "Hadderberg" in Süd-Nahne bezeichneten Flur zu edlem Wettbewerb um die Königswürde. Es war, wie das älteste Königsschildchen an unserer Königskette besagt, im Jahre 1653.

Leider ist diese kurz nach dem Westfälischen Friedensschluß so hoffnungsvoll begründete Tradition bald wieder abgerissen. Mannigfache Gründe werden dazu mitgewirkt haben, besonders die Armut der Zeit, die so bald nach dem Dreißigjährigen Kriege nun nicht einmal die Entwicklung eines höheren Lebensstandards zuließ. Vielleicht auch war die von Bischof Franz Wilhelm 1658 scharf gefaßte Verordnung zur Wiederbelebung des Schützenwesens in ihren Strafbestimmungen zu drückend, als daß sie ermutigend hätte wirken können. Wir müssen leider seitdem ein langsames, aber völliges Absinken der Kultur der Schützengesellschaften beobachten. Für das 18. Jahrhundert darf man wohl überhaupt nicht mehr von einer solchen Kultur reden.

Allmählich aber entstanden auf städtischem Boden im 19. Jahrhundert neue Schützengemeinschaften. Man darf auch fragen, ob die ländlichen Gemeinden, die früher zum Kirchspiel St. Johann gehörten, also Harderberg, Holzhausen, Malbergen, Nahne und Voxtrup-Hickingen-Düstrup, nicht gut daran getan hätten, sich im Geiste der alten frühneuzeitlichen Ordnung von 1653 nun auch wieder im Beginn des 20. Jahrhunderts um die alte Schützenkette, deren Hüter die Gemeinde Nahne war, zu scharen und vereint das alte Schützenvereinswesen wieder zu beleben. Aber die geschichtliche Entwicklung ist nun einmal anders verlaufen. Die Gemeinde Nahne war inzwischen stark gewachsen (1903 zählte sie 700 Seelen) und durfte mit Recht an die Gründung eines eigenen Schützenvereins denken. So ist der Verein von 1903 entstanden.

Es ist aber auch unsere Pflicht, darauf hinzuweisen, daß die Festesreihe des Königsschusses seit 1903 nicht ohne Unterbrechung eingehalten werden konnte. Der Erste Weltkrieg und die nächsten Jahre verboten sie, ebenso die unselige Zeit des Zweiten Weltkrieges. Nach dem Zerfall des Dritten Reiches drückten die Bestimmungen der Besatzungsbehörden auf uns, indem sie Waffengebrauch verboten. Erst um 1950 wurden die Schützengesellschaften als "Sportverein" vom Besatzungsstatut wieder zugelassen, und bei den Olympischen Spielen in Helsinki sind 1952 auch deutsche Schützen wieder vor die Scheibe getreten.

Den seit 1903 als Sieger in Nahne hervorgegangenen Schützenkönigen widmen wir ein besonderes Blatt in unserem Buch. Wenn an der Schützenkette das 1903 angefügte Königsschildchen alle früheren an Größe etwas überragt, so hat das seine Bedeutung. Nicht allein, daß inzwischen eine Zeit größeren Glanzes angebrochen war, es tat auch ein Abkömmling eines sehr alten Nahner Hofes, nämlich Colon Ferdinand Niemann, den Königsschuß. Ferdinand Niemann (Niggems Fennand) hat sich als Fennand I. für 1903 als Schützenkönig auf seinem Königsschildchen verewigen können; er hatte das Glück, an die alte Tradition des Königstums in dem eben gegründeten Schützenverein Nahne anzuknüpfen.

Leider sind alle Protokolle über die Zeit von 1903 bis 1953 infolge der Kriegswirren verlorengegangen. Bis 1933 war der Schützenverein der einzige gesellschaftliche Mittelpunkt der Gemeinde Nahne. Er strahlte daher auch nur so von Anziehungskraft und zählte in den besten Jahren rund 160 Mitglieder und sah Hunderte von Nahnern und Auswärtigen als Gäste seiner Feste.

Festgehalten sei hier auch noch das Datum des 15. März 1953, an dem die Neugründung des Schützenvereins Nahne vorbereitet wurde, die dann am 21. Juni 1953 erfolgte. Am 18. Mai 1957 erfolgte die Einweihung der vereinseigenen Schießanlage mit KK- und Luftgewehr-Ständen. Nach der Flaggenhissung erfolgte die Einmauerung der Errichtungsurkunde, die der Vereinspräsident unter das Wort stellte:

"In Treue, Einigkeit und Kameradschaft möge der Schützenverein Nahne immerdar bestehen!"

Von Ende 1977 bis Mai 1978 erfolgte die Erweiterung bzw. Renovierung des Schützenhauses.



Warum wird die alte Schützenkette vom Schützenverein Nahne aufbewahrt?

Eine besondere Bewandtnis hat es offenbar auch mit dieser Tatsache! Diese alte Schützenkette, deren ältestes Schildchen von 1653 einen Malberger Bauern, nämlich Jaspar Megger to Malbergen, nennt und als 17. König keinen Nahner, sondern einen Voxtruper, nämlich 1677 Claus Firr to Focstrup, hätte sich ja, sollte man annehmen, seit dem Abreißen der Schützentradition im 17. Jahrhundert bei der Gemeindeverwaltung Voxtrup befinden müssen. Aber nein! Sie lagerte all die Zeit in Nahne bei den Ortsvorstehern. Also offenbar ist die Pflicht der Hütung dieser Kette schon früh geregelt und vom Kirchspiel St. Johann Nahne anvertraut worden, und auch nicht etwa einem Schützenverband Nahne, schon wahrscheinlich deshalb nicht, weil es diesen im 17. Jahrhundert gar nicht gab, ebensowenig wie einen Harderberger, einen Malberger oder andere. Hier ist also ein ungeschriebenes Verwaltungs- und Besitzrecht anzuerkennen, das keine der übrigen alten Bauerschaften von St. Johann der Gemeinde Nahne streitig machen kann. Als die Nahner Schützen 1903 ihren heutigen Schützenverein gründeten, hat sie in diesem Vornehmen wohl auch das Bewußtsein gestärkt, auf eine alte Kettentradition blicken zu können, und sie haben diese Überlieferung getreulich weiter gepflegt, wie die Schildchen mit Nahner Königsnamen seit 1903 beweisen.


Nahne in neuester Zeit

Früher war Nahne eine rein bäuerliche Landgemeinde. So bestanden hier um 1787 nur Höfe und Kotten. Im 19. Jahrhundert waren bereits einige der für die Jetztzeit typischen Häuser an der lburger Straße vorhanden – so der Neubauer Hehemann und das Kaffeehaus Schumla. Das Kaffeehaus Schumla erhielt aus jener Zeit seinen Namen. Wie ja bekannt ist, mußte jedes Land, das Napoleon bezwungen, eine Hilfstruppe stellen. So stellte auch Bulgarien 15000 Mann. Ein Teil dieser Truppen lag längere Zeit in dem jetzigen Hause Schumla im Quartier und richtete dort gleichzeitig eine Proviantstelle ein. Die dort lagernden Truppen stammten aus der bulgarischen Stadt "Schumla" und nannten das Haus kurzerhand ebenso. Erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts setzte eine städtisch beeinflußte Bebauung ein an den Stellen, die früher "Niggems Sandkuhlen" und "Im Ellerort" hießen. In diesem Zuge der Entwicklung wurde 1909 die Nahner Schule gebaut, während man früher nach Harderberg und zur Stadt in die Schule ging. Das eigentliche geschlossene Wohngebiet Nahne mit lburger Straße, Paradiesweg und Riedenbach ist erst allmählich zwischen den beiden Weltkriegen entstanden. So hat Nahne im Gegensatz zu der Einzelhofsiedlung der früheren Jahrhunderte einen geschlossenen Dorfcharakter erhalten.